Reto Boller: Zu den Arbeiten (DE/ENG)
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ZU DEN ARBEITEN VON FABIAN TREIBER
Baumeisters Suche nach dem „Unbekannten“, bei welcher das angestrebte Ziel ausschliesslich als Methode in der Formfindung einer autonomen Bildwelt seine Berechtigung hat, ist eine Voraussetzung für die Arbeit Fabian Tim Treibers. Ebenso unabdingbar sind jedoch gleichzeitig gegenständlich aufgeladene Bildwirklichkeiten. In diesem Zwischenbereich finden seine malerischen Recherchen statt.
Mittels Schablone und Lackspray rhythmisiert Treiber das Format. Sich wiederholende Elemente werden so lange geschichtet, bis die entstandenen Verdichtungen ein direktes Erkennen von formalen Doppelungen verzögert. Vielleicht ist diese Zeitlücke notwendig, um als Betrachter die in all seinen Werken vorkommenden ausserbildnerischen Referenzen zu erkennen. Es entstehen Bildräume, welche im nächsten Augenblick des Sehens aufgehoben, bisweilen negiert werden. Mit der realen Dingwelt entnommenen Versatzstücken wird eine selbstbezügliche Privatsprachlichkeit umgangen. In anderen Werken wird dem geplanten Bildaufbau noch vehementer ein Verfahren des Unkontrollierten und Zugefallenen entgegengesetzt. Transformationsprozesse vermeidend sucht Treiber unmittelbar im Vorgang des Malens nach Hinweisen, aufgrund welcher Richtungswechsel passieren können. Biografisch Anekdotisches, rein Subjektives, welches zuweilen als Impulsgeber seiner Malerei dient, entfernt er so weit von dessen Herkunft, dass dieses nicht mehr Thema ist.
Sich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegend erfindet Treiber Bildwelten, von denen er nicht erzählt, die jedoch als autonome Malerei an sich zu erfahren sind. Die geformten Farben sind keine Illustration dieser offenen Haltung, sie sprechen vielmehr von einer ernsthaften Suche nach unbetretenem Terrain. Mit dieser Herangehensweise, geprägt von Intuition und Erfahrung, gelingt es Treiber Bilder eher zu finden als zu schaffen. Dass er dabei Risiken eingeht und sich nicht scheut, Behauptungen aufzustellen, ist ein Gewinn für seine Malerei.
Reto Boller, Zürich 2012
ABOUT THE WORKS OF FABIAN TREIBER
One precondition for Fabian Treiber’s work is Baumeister’s search for the “Unknown“ in which the intended aim solely serves as a method for finding forms within an autonomous pictorial world. Just as inevitable, however, are representational realities. In between these two realms his painterly research takes place.
Employing stencils and lacquer spray Treiber makes the format rhythmic. He layers recurring elements until the resulting accumulations delay a direct recognizing of formal doubling. Maybe the time gap is necessary for the viewer in order to realize the representational references that occur in all his works. Space emerges on the picture plane and is dissolved, at times negated, in the next moment of seeing. With elements taken from the real world of objects the artist eludes a self-referential private language.
In other works Treiber contrasts even more vehemently a planned composition and an uncontrolled and accidental proceeding. Avoiding processes of transformation he is rather looking for hints that can trigger a change of course directly while painting. He removes biographical anecdotes or pure subjectivity, which occasionally initiates the working process, so far from their original context that they are not relevant to the subject-matter anymore.
Moving between abstraction and representation Treiber invents pictorial worlds which he does not tell of, but which can be experienced as autonomous painting itself. The formed colors are no illustration of this open attitude; they rather speak about a genuine search for uncharted territory. With this approach, coined by intuition and experience, Treiber manages to find rather than create images. The fact that he takes risks and does not shy away from making assertions is an asset to his painting.